Vergleicht man in diesen Tagen die Saisonvorbereitung der Bundesliga-Badmintonmannschaft des TV Refrath mit der von vor einem Jahr, stellt man schnell fest, dass diese sich grundlegend unterscheiden. Der Ärger um die Spielberechtigung des Bulgaren Yankov und die Angst vor dem direkten Wiederabstieg aus der Eliteklasse war damals zu spüren. Die gesamte Saison hatte der TVR als Tabellenschlusslicht verbracht, bevor im Februar die rettende Nachricht vom Rückzug des FC Langenfeld gekommen war, der den Verbleib in der 1. Liga zur Folge hatte.
Ganz anders geht es in diesen Wochen beim Training in der Halle Steinbreche zu. TVR-Chef Heinz Kelzenberg bringt es auf den Punkt: „Alle freuen sich auf die neue Saison und wir sind gespannt darauf, welche Teams wir hinter uns lassen können“. So locker kann man nur in seine zweite Spielzeit gehen, wenn man weiß, dass der Abstieg kein Thema ist. Und so sind die Fakten: In der kommenden Saison wird keine Mannschaft aus der Bundesliga absteigen und selbige wird im Anschluss durch die beiden Meister der 2. Bundesligen von 8 auf 10 Teams aufgestockt. Kelzenberg: „Das kommt uns natürlich sehr gelegen, zumal dann nicht mehr nur 4 sondern 6 Teams in der Liga sind, die mit uns auf Augenhöhe spielen“. Ausdrücklich ausklammern muss Kelzenberg das Top-Trio der Liga, nämlich Bischmisheim, Beuel und Berlin, die seit Jahren unter sich den Meister ausspielen.
Dass sich der TV Refrath in den nächsten Jahren fest in der Badminton-Bundesliga etabliert, ist jedoch seit 1. Mai diesen Jahres nicht mehr Kelzenbergs alleinige Aufgabe sondern vielmehr die des neuen TVR-Bundesligamanagers Danny Schwarz. Der 31-jährige, der zum Ende der letzten Saison seine Spielerkarriere beendet hatte, tritt Kelzenbergs Nachfolge an, was die Organisation und Durchführung aller Belange der Bundesliga angeht. Danny Schwarz: „Ich bin froh, diese Chance bekommen zu haben. Zunächst gilt es, den tollen Standard meines Vorgängers beizubehalten bevor ich mit meinen neuen Ideen einige wenige Dinge verändern werde“.
Während Schwarz nun in vorderster Front steht und heikle Aufgaben wie die der Mannschaftsaufstellung übernimmt, konzentriert sich Kelzenberg auf die vielen Kleinigkeiten, wie zum Beispiel den Job des Hallensprechers in der Refrather Steinbreche. Kelzenberg: „In der Präsentation werden wir uns noch verbessern, das kann ich versprechen. Die Heimspiele sollen zu tollen Events werden“.
Eine erste Chance, dabei zu sein, haben Badmintoninteressierte in der kommenden Saison erstmals an einem Dienstagabend. Am 21. September um 19 Uhr findet das erste Heimspiel gegen den deutschen Vizemeister 1.BC Beuel statt. Danny Schwarz: „Jeder Club hat in dieser Saison zwei Heimspiele an einem Dienstag. Wir werden sehen, ob sich das bewährt, es bestehen noch berechtigte Zweifel was die Zuschauerresonanz betrifft“. In der Tat wird die kommende Spielzeit zu einer ausgiebigen Testphase. Die Begegnungen wurden von acht auf sechs Spiele verkürzt, wobei das 2. Herrendoppel und das 3. Herreneinzel gestrichen wurden. Dies hatte automatisch die Verkleinerung des Herrenkaders zur Folge, weil man ab sofort durchaus mit drei Männern alle Spiele besetzen kann.
Heinz Kelzenberg: „Ob diese Maßnahme wie beabsichtigt gut für deutsche Spieler ist und beibehalten wird, werden wir bundesligaintern nach der Saison entscheiden. Ich denke jedoch, dass die Verkürzung auf 6 Spiele für mehr Spannung sorgen kann“.
Für Spannung sorgen werden sicher auch die beiden Neuzugänge des TVR. Während sich Danny Schwarz und Vladimir Metodiev als Spieler verabschiedeten, konnte der Malaye Kaybin Yeoh als „Feuerwehrmann“ im Kader gehalten werden, jedoch nur für den Fall, dass es Probleme mit der neuen Nummer Eins des TVR geben sollte. Denn die Verpflichtung des chinesischen Top-Spielers Lu Qicheng erweist sich als nicht ganz unproblematisch. Heinz Kelzenberg bringt es auf einen Nenner: „Die Kommunikation mit China ist eine schwierige Aufgabe als beispielsweise mit Indonesien oder Malaysia. Ich bin mir erst sicher, wenn ich den Spieler am Flughafen sehe und er neben mir im Auto sitzt“.
Wenn die für den 24.9. geplante Ankunft des 22 jährigen Chinesen glatt läuft, wird es für den Verein jedoch, so Kelzenberg, eine „Riesensache“: „Er wird uns hoffentlich viele Einblicke in die chinesische Trainingsphilosophie geben. Und China hat in diesem Jahr alle Weltmeistertitel geholt“.
Im Schatten von Lu kommt die Verpflichtung eines weiteren männlichen Spielers fast etwas zu kurz: Max Schwenger (18), gebürtiger Mittelfranke, und immerhin Bronzemedaillengewinner im Jungendoppel bei den U19-Weltmeisterschaften 2010 in Mexiko, gehört ab sofort ebenfalls zum Refrather Kader. Schwenger wird als der hoffnungsvollste deutsche Nachwuchsspieler gehandelt und in erster Linie in der 2. Mannschaft eingesetzt. Danny Schwarz: „Wir brauchen ihn jedoch schon jetzt mindestens zweimal in der Bundesliga“. Schwenger soll ebenso wie Johannes Szilagyi in der Bundesliga einspringen, wenn es, so Schwarz: „Probleme mit den drei Stammherren Lu, Waldenberger und Nyenhuis gibt“. Eine weitere Personalentscheidung steht im Damenbereich an, da das Trio Carla Nelte, Hanna Kölling und Kim Buss das Doppel als Lieblingsdisziplin haben, jedoch nur zwei Damen gleichzeitig spielen können. Hier hat das Refrather Trainergespann Holger Hasse / Matthias Hütten gemeinsam mit Danny Schwarz die Qual der Wahl, doch der Bundesliga-Manager des TVR sieht das positiv: „Wir haben mit drei jungen, deutschen Damen, die alle sehr viel trainieren eher ein Luxusproblem“.
Wie immer werden sich alle Personalfragen nach den ersten Begegnungen der Saison klären. Heinz Kelzenberg: „Für uns stellt es sich daher als enorm wichtig dar, dass wir nicht nur auf die erste Mannschaft setzen, sondern auch auf die folgenden Teams“. Spieler, die den Sprung in die Bundesliga nicht schaffen, können in Refrath immerhin in der Regionalliga (3.Liga) auflaufen. Und vielleicht geht es für die sogenannte „Bundesliga-Reserve“ sogar noch eine Stufe hinauf, denn TV Refrath 2 wird als heißer Aufstiegsanwärter in die 2. Bundesliga gehandelt. Heinz Kelzenberg wiegelt noch ab: „Daran möchte ich noch gar nicht denken“.
Jedenfalls geht der TV Refrath mit einem der jüngsten Spielerkader in die Saison, die es je in der Bundesliga gegeben hat.
Herren: Lu Qicheng (20), Kai Waldenberger (27), Denis Nyenhuis (24), Johannes Szilagyi (22), Max Schwenger (18)
Damen: Carla Nelte (19), Kim Buss (23), Hanna Kölling (24), Mette Stahlberg (19)
Spielplan Hinrunde:
Dienstag, 21.9. (19 Uhr) TV Refrath – 1.BC Beuel
Sonntag, 3.10. (14 Uhr) BV Gifhorn – TV Refrath
Samstag, 16.10. (14 Uhr) PTSV Rosenheim – TV Refrath
Sonntag, 17.10. (14 Uhr) TV Refrath – VfL 93 Hamburg
Samstag, 13.11. (15 Uhr) TV Refrath – SG EBT Berlin
Sonntag, 14.11. (14 Uhr) SC Union Lüdinghausen – TV Refrath
Dienstag, 30.11. (19 Uhr) 1.BC Bischmisheim – TV Refrath
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des TV Refraths.