Der erst 17-jährige gebürtige Baden-Württemberger schaffte am Ostersonntag im türkischen Ankara die Sensation und holte sich 10 Jahre nach dem letzten Erfolg eines Deutschen Spielers (Marc Zwiebler) den Titel des Jugend-Europameisters.
Roth spielt seit einem Jahr für den TV Refrath in der 2. Bundesliga und lebt seit zwei Jahren am Badminton-Internat in Mülheim. TVR-Chef Heinz Kelzenberg: „Wir sind stolz, dass sich Fabi vor einem Jahr für den TV Refrath entschieden hat. Seitdem ist eine Menge passiert und wir freuen uns riesig, dass er sich jetzt seinen Traum erfüllen konnte“.
Dabei ist den Refrather Verantwortlichen klar, wem neben dem Spieler selbst die ersten Glückwünsche gehören. Kelzenberg: „Wir ziehen den Hut vor den sehr sympathischen und kompetenten Eltern, die Fabian mit 15 Jahren an den Stützpunkt haben ziehen lassen und vor den beiden hauptverantwortlichen Trainern Holger Hasse und Matthias Hütten, die aus einem Talent einen herausragenden Spieler gemacht haben“.
Roth spielt seit einem Jahr in der Zweitligamannschaft des TV Refrath und wird auch in der kommenden Saison das Refrather Trikot tragen. Heinz Kelzenberg: „Auch wenn wir als TV Refrath bisher nicht an der Ausbildung von Fabi direkt beteiligt waren und wir die geleistete Arbeit seines alten Vereins Badmintonsportfreunde Neusatz sehr anerkennen, freuen wir uns auch selbst sehr über diesen Erfolg. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, einen solch tollen Spieler in unseren Reihen zu haben und sind uns sicher, ihn in den nächsten Jahren so begleiten und unterstützen zu können, wie es für ihn richtig ist“.
Fabian Roth ist für die kommende Saison an Position Eins in der 2. Bundesliga vorgesehen und wird auch zum Kader der 1. Mannschaft gehören. Dort hatte er schon in dieser Saison zweimal ausgeholfen, in der kommenden Saison soll dies häufiger vorkommen. Doch in erster Linie soll er ruhig und mit Geduld zu einem Leistungsträger der 1. Mannschaft aufgebaut werden.
Der Refrather war in Ankara zunächst Stammspieler der deutschen Mannschaft, die im Teamwettbewerb Bronze geholt hatte. Im Viertelfinale gegen die Türkei hatte Roth mit einem Dreisatzerfolg im Jungeneinzel den Grundstein zum deutschen 3:2 Erfolg gelegt.
In Einzelwettbewerb kam er zunächst mit Partnerin Jenny Karnott ebenso ins Viertelfinale wie seine Mannschaftskollegen Mark Byerly (im Doppel mit Mark Lamfuß) und Lars Schänzler. Dabei verlor Byerly gegen die späteren Europameister und Schänzler überraschte als ungesetzter Spieler mit zwei Siegen gegen höher platzierte Gegner, bevor er gegen die holländische Nummer Eins ausschied.
Fabian Roth, der vor zwei Jahren bei der U17-EM die Bronzemedaille gewonnen hatte, startete von Setzplatz 5-8 zunächst mit einem lockeren Zweisatzerfolg über den Litauer Reznikas in die Einzelkonkurrenz. Anschließend warteten von Runde zu Runde härtere Gegner auf den 17-jährigen. Die französische Nummer Eins Deschamp (21:19, 21:10) hatte genauso wenig zu bestellen wie der dänische Meister Mundbjerg (21:9, 21:9), der als Geheimfavorit gehandelt worden war und im Achtelfinale gegen Roth völlig unter die Räder kam.
Was folgte, waren zwei bespiellose Krimis über drei Sätze. Zunächst stand ihm im Viertelfinale der starke Finne Kalle Koljonen gegenüber, der im Mannschaftsspiel noch klar in zwei Sätzen die Nase vorn hatte. Nach Mit 16:21, 23:21, 21:19 bezwang er den Finnen diesmal jedoch nach einer Stunde Spielzeit. Nach verlorenem 1. Satz lag Fabian im 2. Satz mit 20:15 hinten und sicherte sich diesen nach fünf abgewehrten Matchbällen noch mit 23:21. Auch im 3. Durchgang wurde es nach diesmal eigener 20:16 Führung noch einmal richtig spannend, doch konnte Roth sich diesen Satz und somit das Spiel verdient mit 21:19 sichern. Im anschließenden TV-Interview bei Badminton Europe fasste der Deutsche den Spielverlauf cool mit „I never give up“ zusammen. Die Freude über die bereits sicher gewonnene Medaille war ihm dort deutlich anzumerken.
Diese kämpferische Einstellung war auch im Halbfinale gegen den an Eins gesetzten Top-Favoriten Matthias Almer aus Österreich zwingend erforderlich. Almer gewann den ersten Satz deutlich mit 21:13, Roth konterte im Folgedurchgang eindrucksvoll mit 21:15. Als dann der Österreicher im entscheidenden Satz beim Seitenwechsel 11:6 und dann auch 13:9 führte, folgten fünf in Folge gewonnene Ballwechsel. Die Führung wechselte noch einmal zum Österreicher , doch am Ende schaffte Fabian Roth es, den dritten Durchgang mit 21:17 ins Ziel zu retten.
Im Finale stand ihm überraschenderweise der Niederländer Marc Caljouw gegenüber, der seine vier Spiele zuvor, unter anderem gegen den zweiten Refrather Einzelspieler Lars Schänzler, alle in zwei Sätzen hatte gewinnen können. Caljouw führte lediglich im zweiten Satz einmal mit zwei Punkten, ansonsten dominierte Fabian Roth ihn nach Belieben. Mit einer sehr konzentrierten Leistung und sehr angriffsbetontem Spiel fuhr der Deutsche auch diese Begegnung nach Hause und war am Sonntagvormittag nach dem 21:17, 21:14 Finalsieg Jugendeuropameister.
Heinz Kelzenberg: „Fabian ist ja mit gerade einmal 17 Jahren sehr jung, seine Gegner waren zum Teil schon 19. Der Erfolg ist sensationell und man muss jetzt schauen, dass man richtig gut damit umgeht. Seine Eltern, Trainer und wir als Verein sind sicher vernünftig genug, jetzt nicht durchzudrehen und Fabi ist so ein feiner und vernünftiger Kerl, der wird auch auf dem Boden bleiben.“
Quelle: TV Refrath Badminton